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Mehr braucht man bei einem Segelboot nicht. Selbst wenn es bei diesen Voraussetzungen hapert, kann der Seemann da etwas machen, wie bei Cheval '95 die das 38. Transpazifikrennen von Hawaii zum amerikanischen Festland gewonnen hat obwohl 25 Meilen vor dem Hafen der Mast gebrochen ist. Die Crew hat aus den Resten ein Notrigg gebastelt und ist weitergesegelt. Zwar 'nur' mit halber Geschwindigkeit, aber immerhin. Es gibt auch genug Material zu Fällen wo Crews Notruder gebaut haben, der spektakulärste Fall dürfte der des deutschen Schweren Kreuzers Prinz Eugen sein bei dem das ganze Heck samt Ruder abgebrochen ist und die Mannschaft auch etwas funktionsfähiges zusammengebastelt hat.

Klar gibt es Havarien wo man nichts mehr machen kann als sich treiben zu lassen. Die modernen Regattaboote wie bei der Vendee Globe haben aufgrund ihrer enormen Breite die unangenehme Eigenschaft nach einer Kenterung stabil kieloben zu treiben (und deshalb verlangen die Vorschriften auch eine Notausstiegsluke). Einen gekenterten Katamaran in der Größe kann man auch nicht mehr aufrichten. Aber ein Boot mit vorhandenem Mast und Ruder als Schiffbrüchig zu bezeichnen? Irgendwas stinkt da gewaltig.

Das Argument der zerstörten Elektronik kann auch nur von der Generation IPhone kommen. Klar wenn man auf Satellitentelefon und GPS angewiesen ist dann hat man ein Problem wenn die nicht mehr funktionieren. Aber schon Bobby Schenk hat - wie im Buch Transatlantik in die Sonne bewiesen dass man mit einem nackten Boot ohne alles den Atlantik überqueren und da ankommen kann wo man hinwill. Man muss sich nur eine Art Jakobsstab basteln, damit die Mittagshöhe bestimmen und dann auf dem gewünschten Breitengrad nach Westen segeln.

Winfried Erdmann hat bei einer ersten Solo-Nonstop-Weltumsegelung auch nur einen Kompass, einen Sextanten und eine Uhr gehabt. Sein UKW-Funkgerät half ihm nur dabei einen vorbeifahrenden Frachter anzufunken. Und dabei auch ähnlich heftige Stürme überlebt. Ähnlich auch die Geschichte von Kapitän William Bligh, der wegen der Meuterei auf der Bounty (unverdient) einen schlechten Ruf bekommen hat - er war ein großartiger Seemann. Er wurde mit 18 Leuten auf einer kleinen offenen Barkasse ausgesetzt und hat alle wohlbehalten in sechs Wochen auf die 6.700 Kilometer entfernte Insel Timor navigiert, eine der herausragenden seemännischen Leistungen überhaupt. Oder wie wäre es mit Hannes Lindemann. In der klassischen Tradition der Selbstversuche hat dieser deutsche Arzt ausprobiert wie Schiffbrüchige auf hoher See überleben können - und hat in 72 Tagen alleine den Atlantik auf einer ähnlichen Route wie Bobby Schenk überquert - in einem Faltboot (!). Inklusive mehrerer Orkane und zweimaligem Kentern.

Wenn also jemand mit Ruder und Mast auf dem Meer treibt und "schiffbrüchig" ist stimmt da etwas ganz gewaltig nicht.