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Du musst - weil - darfst

Bei dem ganzen Hickhack um Habecks "Heiz-Hammer" lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken wie man überhaupt da hin kommt wo man hin kommen will. Ich habe das Problem ja schon in ein paar Artikeln angesprochen - es ist verdammt schwierig das richtige zu tun wenn die Bevölkerung (oder ein lauter Teil davon) das nicht will.

Klar kann man das so machen wie es die Grünen machen: Verbote raushauen und die dann mit der einem übertragenen Macht durchsetzen. Dafür ist Macht ja schließlich da. Aber ist das so klug?

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Als meine Mutter kurz nach meiner Geburt auf der Entbindungsstation lag, hat sie einen Artikel in der Zeitschrift Eltern gelesen, bei dem es um eine Bauernfamilie ging deren Kinder alles Einserschüler waren. Und gefragt nach dem Geheimnis bereitwillig gesagt haben, dass sie niemals Zwang ausgeübt haben, also nie gesagt haben "Du musst". Und das hat sie sich zu Herzen genommen.

Wie das funktioniert? Eigentlich genial. Wie andere störrischen Kinder wollten wir auch manchmal abends nicht ins Bett gehen. Aber anstelle zu sagen: "Du musst jetzt ins Bett" hat Sie gesagt: "Du musst jetzt nicht ins Bett. Wenn Du nicht willst, rufen wir den Nick (einer unserer Monteure damals), der baut dein Bett ab". Damit kommt auch ein Kind zum Nachdenken. Klar könnte man aufbleiben, daber dann hat man kein Bett mehr und muss auf dem Boden schlafen weil man ja irgendwann doch müde ist und schlafen will. Also dann doch lieber jetzt ins Bett gehen ...

Es ist also unzweifelhaft am Besten wenn man ein Ergebnis haben will die Ausgangsbedingungen so gestaltet dass das gewünschte Ergebnis einfach das ist was die Beteiligten freiwillig und aus eigenen Stücken wollen. Das nächstbeste wäre dann noch - wenn man ein Verbot aussprechen muss - dann eine nachvollziehbare Erklärung mitzuliefern warum es dieses Verbot sinnvoll ist: "Du darfst nicht auf die Straße rennen - da kommt ein Auto und überfährt dich und du bist mausetot". Da kann auch ein Kind nicht widersprechen, man kann höchstens verhandeln "und wenn ich auf dem Hof bleibe?" - aber schon die Frage bedeutet, dass das Kind verstanden hat worum es geht. Und in diesem Fall muss man als derjenige der das Verbot ausspricht auch kompromissbereit sein, denn man hat ja das Ziel erreicht was man will.

Das Problem ist aber, dass sich die Politik hier eigentlich völlig bescheuert anstellt und das macht was am wenigsten Sinn macht: einfach Vorschriften en masse herauszuhauen ohne sich überhaupt die Mühe zu machen zu erklären warum es diese Vorschriften gibt und diese auch kompromisslos durchzusetzen. Kein Wunder dass dann die Akzeptanz in der Bevölkerung bescheiden ist. Man denke einfach mal an Geschwindigkeitsbegrenzungen die offensichtlich willkürlich und unrealistisch sind und deshalb auch ohne zu zögern ignoriert werden wenn Sie nicht mit einem Blitzer überwacht werden.

In vielen Fällen dürfte es auch mit der Erklärung etwas schwierig werden weil der Inhalt der Vorschriften meistens von verschiedenen Quellen so zusammengemauschelt wird dass von dem ursprünglichen Sinn nicht mehr viel übrigbleibt. Wenn da eine Lobby dank genug Einfluss für sich eine Ausnahme festlegen kann ist es schwer zu vermitteln warum es keine ähnliche Ausnahme für eine andere Gruppe gibt die einen ähnlich guten Grund, aber eben nicht so viel Einfluss hat.

Die Energiepolitik zeigt aber als Beispiel genau wie man es nicht machen soll: ein Verbot für Öl- und Gasheizungen. Eine Nachrüstpflicht für Altbauwohnungen. Und so weiter. Vaclav Smil hat eine Reihe von Büchern geschrieben in denen er Zahlen sprechen lässt - der Trend ist eindeutig: natürlich haben die Menschen inzwischen Doppelverglasungen - weil es einfach günstiger ist. Oder LED-Lampen. Schlussendlich machen die Menschen einfach von sich aus das was für sie selbst am günstigsten ist und man muss nur dafür sorgen dass das auch das ist was man als politische Linie haben will. Die Zahl derjenigen die in ihren Wohnungen noch Einzel-Kohleöfen haben dürfte sehr gering sein, das ist einfach zu aufwändig und zu dreckig.

In manchen Fällen wäre das von alleine gegangen - ich habe meine 50 Watt Halogenlampen durch 9 Watt LED ersetzt weil sich das in zwei Jahren amortisiert hat. Bei anderen muss man nachhelfen. Eine generelle CO2-Abgabe wäre so ein Fall, zumindest wenn es eine Alternative gibt. Man kann also entweder weiter mit Heizöl heizen - oder aber umrüsten und das auch noch subventioniert mit den Einnahmen aus eben jener Abgabe. Dann werden früher oder später alle darüber nachdenken umzurüsten. Man zwingt aber niemanden und das ist wichtig für die Akzeptanz.

Und deshalb ist es ja auch falsch, einfach die Subventionsgießkanne über den Industriestrom zu schwenken und diesen pauschal zu verbilligen egal aus welcher Quelle er kommt. Die Propagandaaussage, dass der Erneuerbare Strom ja günstiger ist als der fossile kann ja nicht stimmen wenn man immer noch Milliardensubventionen dorthin pumpen muss und Windräder bei denen die Förderung ausgelaufen ist abgerissen werden weil sie sich nicht mehr rechnen. Oder eine Wasserstoffanlage stillsteht weil sie sich nicht rechnet.

Und vor dem Hintergrund ist es auch das natürlichste der Welt - wenn die verschiedenen Flüssigsalz-SMRs günstiger Strom produzieren wie das mit Kohle möglich ist - und das selbst ohne eine CO2-Abgabe - dann ist man doch bescheuert wenn man lieber ein Kohlekraftwerk baut. Wenn also die Verbreitung der gewünschten Technik der Markt von alleine regelt, dann muss man nur noch die Entwicklung subventionieren, das ist gut angelegtes Geld.

Es zeugt also von einem sehr beschränkten Denkprozess wenn den Leuten an der Macht nichts anderes einfällt als Verbote und Gießkannensubventionen. Beides führt im Prinzip nirgendwohin. Der Trick an wirklicher Macht besteht darin, die Bedingungen mit möglichst minimalen Eingriffen so zu verändern dass die Menschen von alleine das wollen was man als Ergebnis haben will.

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