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Was bringt mir das? Was kostet mich das?

Es ist so eine klassische "Flasche halb leer / halb voll" - Frage - aber es hätte so einen Einfluss auf unsere Welt als ganzes wenn sich die Menschen einfach nur auf einen anderen Standpunkt stellen würden. Die allermeisten Entscheidungen werden aus dem Blickwinkel "was bringt mir das?" getroffen. Mit anderen Worten: purer Egoismus. Und deshalb ist es natürlich klar dass wenn man einfach nur jemanden um etwas bittet man in den allermeisten Fällen eine Abfuhr bekommt weil für den Gefragten dabei kein Vorteil dabei herausspringt. Aber genauso wie beim Framing müsste es nicht so sein.

Wenn man einfach nur den Standpunkt ändert und stattdessen fragt: "was kostet mich das?" - das führt dazu, dass alles was im Neutralbereich dazwischen liegt auf einmal akzeptabel wird

Das wäre jetzt nicht mein Artikel wenn ich hier kein Beispiel hätte: Ich habe bei der Gesellschaft für Glockenforschung angefragt ob sie nicht eine Aufnahme von der Gloriosa haben - auf ihrer Webseite steht dass sie diese Glocke untersucht haben. Und auf der Wikipedia zu dieser herausragenden Glocke steht dass sie nach der letzten Schweißung eine so viel längere Nachklingzeit hat. Das muss ja irgendwie gemessen worden sein, um sich einfach nur mit der Stoppuhr daneben zu stellen braucht man ja keine hochqualifizierten Wissenschaftler.

Meine Motive mögen zwar hinterfragbar sein (ich will Hells Bells von AC/DC covern und mein Soundmodul hat keine tiefe Glocke), aber nun gut.

Ich bekam zwar eine Antwort, aber die war wie nicht anders zu erwarten - sie hätten zwar "Aufnahmen" gemacht, aber hätten nichts was sie mir geben könnten. Der Schreiber war aber Diplom-Theologe ... auf meine Nachfrage, dass ich mit den Rohaufnahmen schon sehr zufrieden wäre kam natürlich nichts mehr.

Ein besseres Beispiel für diese "Was bringt mir das / Was kostet mich das?" Betrachtung gibt es nicht. Die müssen von dieser oder einer anderen großen Glocke ja Spektralanalysen gemacht haben, was will man sonst da untersuchen (den Geschmack vielleicht? - "schmeckt nach Taubenkot"). Und dafür muss man die Glocke genau einmal anschlagen und das ist genau das was ich wollte. Und wer halbwegs wissenschaftlich arbeitet muss seine Messdaten ja archivieren. Die Aufnahmen liegen also irgendwo auf deren Servern und wenn sie halbwegs Ordnung hätten wäre das eine Sache von fünf Minuten mir eine WAV-Datei zu schicken. Aber nein, weil ihnen das nichts bringt wird das nicht gemacht. Obwohl es auf der anderen Seite auch nichts kosten würde.

Und das ist mir dauernd passiert, das war genauso beim Fotografieren von Kirchen, beim Orgelspielen - das hätte niemand etwas gekostet aber weil es nichts bringt wird abgewiesen.

Etwas bekannter ist diese Diskussion wenn es um das Wegwerfen beziehungsweise Verschenken von alten Sachen (oder abgelaufenen Lebensmitteln) geht. Die egoistische Sichtweise wirft weg, auch wenn jemand anderes noch froh damit wäre. Es springt dabei eben nichts heraus.

Ethisch betrachtet ist das vielleicht so eine Art von verzögerter Belohnung, noch nicht mal echter Altruismus. Wenn ich einfach nur nett bin und der Gemeinschaft kleine Geschenke mache - wie die paar Minuten die es kostet so eine Datei zu suchen - dann kann ich später selbst vielleicht von solchen Geschenken profitieren.

Ich habe mich immer danach gerichtet. Ich habe geschäftlich ja schon viele Telefonate bekommen und da waren auch welche dabei die von sehr weit weg waren wo für mich unmöglich ein Geschäft herausgesprungen wäre. Trotzdem habe ich den Anrufern gute Ratschläge gegeben wo sie vielleicht eher fündig werden oder was sie selbst machen können.

Man könnte auch sagen dass ich bescheuert bin. So habe ich mir einen Internetshop gebaut. Ich hatte zwar ein Modul - 30$ hat das gekostet, aber das alleine war noch nicht so das Gelbe vom Ei. Um es so zu haben wie ich mir das vorgestellt habe musste ich massiv umprogrammieren und Features hinzufügen oder verbessern. Am Ende habe ich vier Wochen daran gesessen - und das bei einem wöchentlichen Umsatz von 20 bis 40 Euro. Total bescheuert.

Und noch bescheuerter war dann dass ich nochmal ein paar Tage damit verbracht habe meine ganzen Änderungen in einem Git-Repository sauber auseinanderzudividieren und dem Autor anzubieten. Das ist zwar extrem, aber ich habe die meiste Arbeit ja schon für mich gemacht - und die Verbesserungen einem großen Publikum zur Verfügung zu stellen kostet mich praktisch nichts extra.

Wenn es halt nur so wäre dass ich nicht nur geben würde sondern auch mal etwas bekommen könnte ... die Welt könnte eben so viel besser sein wenn mehr Menschen so denken würden. Und ich selbst bringe es einfach nicht übers Herz so egoistisch zu sein selbst wenn ich die Hoffnung schon praktisch aufgegeben habe.

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