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Geldmenge, Wachstum und Interventionspolitik

Nachdem es immer mehr Stimmen gibt die einen baldigen Crash des Finanzsystems aufgrund der lockeren Geldpolitik voraussagen, hier mal ein kleines Gleichnis wie das System überhaupt funktioniert.

Fischbudenbesitzer Bernd kauft für einen Euro beim Fischer Fritz Fisch um daraus ein Fischbrötchen herzustellen. Weil er damit Arbeit hat, verkauft er das fertige Fischbrötchen natürlich nicht für einen Euro, sondern für zwei Euro. Fischer Fritz hat jetzt Hunger und will sich das Fischbrötchen kaufen. Da er aber nur den einen Euro hat geht er auf die Bank und leiht sich einen zweiten Euro um sich das Brötchen zu kaufen. Es hat also eine Wertschöpfung stattgefunden: vorher war im System nur der eine Euro von Bernd und der Fisch. Der Fisch ist jetzt samt Brötchen gegessen, aber im Umlauf sind jetzt die zwei Euro. Fritz ist zwar bei der Bank mit einem Euro verschuldet, aber beim nächsten guten Fang kann er ja selbst Wert schöpfen und seine Schulden zurückzahlen. Durch den Kredit der Bank wurde also der Konsum des Fischbrötchens ermöglicht, der sonst auf den nächsten guten Fang von Fritz hätte warten müssen. Die Geldmenge wurde also gesteigert um den Konsum zu ermöglichen. Wenn jetzt Bernd seinen einen Euro Gewinn wieder auf die Bank bringt reduziert sich die Geldmenge, anders wäre das wenn er für die zwei Euro Fisch kaufen würde. Bernd hat beide Möglichkeiten, er richtet sich natürlich danach ob ihm jemand in der Zukunft die Fischbrötchen abkaufen würde.

Jetzt kommt ein großer Sturm und Fritz kann länger nicht mehr fischen oder sein Boot sinkt oder was auch immer. Der Staat (oder in diesem Fall synonym die Bank) hat jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder lässt sie Fritz pleite gehen, damit besteht keine Möglichkeit mehr dass er seinen Euro Kredit zurückzahlt und er wird arbeitslos, und Bernd hat auch keinen Kunden mehr der ihm die Fischbrötchen abkauft. Unser kleines Wirtschaftssystem wäre damit tot, der geliehene Euro aber immer noch im System. Selbst wenn es einen zweiten Fischer Ferdinand gibt der noch Fisch hat, dieser würde dann aber mangels Konkurrenz den Preis für seinen Fisch von einem auf zwei Euro erhöhen denn Bernd könnte ja nur noch diesen Fisch kaufen. Der Sturm führt durch den Zusammenbruch der Produktion auch zu steigenden Preisen = Inflation.

Anders sieht das aus wenn die Bank als Folge der Krise Fritz Geld gibt um sein Geschäft weiter betreiben zu können bis der Sturm vorbei ist. Dann ändert sich erst einmal nichts, außer dass Fritz höher verschuldet ist. Selbst wenn der Preis durch den Sturm vorübergehend steigt fällt er nach dem Ende des Sturms wieder weil es ja immer noch zwei Fischer gibt die sich Konkurrenz machen.

Aber wie entsteht dann eine Inflation?

Es gibt dafür zwei Möglichkeiten: Entweder durch eine Verknappung des Angebots wie im obigen Fall durch den Sturm. Die andere Möglichkeit wäre wenn die Bank grenzenlos Kredite vergeben würde und Fritz und Ferdinand sich damit sofort neue Boote auf Kredit kaufen würden. Weil die Werft aber immer nur ein Boot auf einmal bauen würden riechen sie natürlich den Braten und erhöhen den Preis für das eine verfügbare Boot. Wenn also durch zu viel Geld im System die Nachfrage mit der Produktion nicht mehr Schritt halten kann gibt es auch eine Inflation.

Was bedeutet das jetzt für unsere jetzige Situation?

Wie man gesehen hat ist eine weitreichende Pleitewelle für die Wirtschaft vernichtend, der Zustrom von frischem Geld hat erstmal keine Auswirkungen, weil es faktisch ein Kreisgeschäft ist: Der Staat gibt Anleihen aus, die jetzt übervorsichtigen Anleger kaufen diese Anleihen obwohl sie keine Zinsen bringen und somit macht der Staat eigentlich nicht anderes als das Geld was die Anleger nicht ausgeben wollen über diesen Weg an die Menschen zu geben die es ausgeben müssen. Wenn die Wirtschaft wieder läuft dann schöpft der Staat aus dem System über seine Steuern wieder Geld ab um die Kredite zu bedienen.

Erst wenn die Nachfrage nach Konsumartikeln das verfügbare Angebot auf Dauer übersteigt würde eine Geldentwertung einsetzen. Es gibt aber schon länger das Problem, dass die Fabriken viel mehr produzieren könnten als nachgefragt wird, das zusätzliche Geld landet aber aufgrund der Vorsicht der Bevölkerung nicht im Konsum sondern doch wieder in einer Geldanlage oder auf Sparkonten womit es aus dem System wieder heraus ist. Alle Versuche dieses mit Negativzinsen oder der Abschaffung der 500er Scheine zu verhindern haben diese gedämpfte Nachfrage bisher nicht ändern können. Solange sich diese vorsichtige Einstellung nicht ändert besteht auch keine Gefahr einer Geldentwertung, da die Wertschöpfung mit der tatsächlich umlaufenden Geldmenge Schritt hält.

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