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Intrapersonelle Intelligenz und Enigma

Intelligenz wird ja oft mit der in IQ-Tests gemessenen mathematisch-logischen Intelligenz gleichgesetzt. Seit Howard Gardner seine Theorie der multiplen Intelligenzen entwickelt hat, ist das nicht mehr ganz so einfach und heute möchte ich ein paar Worte über eine viel vernachlässigte Intelligenz verlieren: die Intrapersonelle, die hauptsächlich mit Selbstanalyse zu tun hat. Noch präziser gesagt ist es der Mangel an Interesse auf diesem Gebiet bei einer erschreckend großen Anzahl der Menschen, der mich sehr enttäuscht. MBTI hat natürlich viel damit zu tun, da man damit ein Werkzeug an die Hand bekommt wo man basierend auf seiner Selbstbeobachtung einzelne Elemente zu einem Gesamtbild zusammenfügen kann, und dieser Satz ist mal wieder so typisch INTJ wie es nur sein kann. Für alle Skeptiker stelle ich an dieser Stelle auch mal wieder klar: Auch wenn das so klingt als sei ich ein MBTI-Jünger durch und durch - das ganze ist eine Theorie und wenn mir jemand kommt und sagt: "Bei mir stimmt das aber nicht, weil ..." dann bin ich der letzte der der Theorie einen höheren Stellenwert einräumt als den Fakten. Was aber viel häufiger vorkommt - und ich wollte dieses Werkzeug schon bei vielen Menschen an den Mann bringen war die Reaktion: "Das ist Quatsch, man kann Menschen nicht in Schubladen stecken, interessiert mich nicht" und so weiter. Und gerade so zeigt sich intrapersonelle Dummheit, böse ausgedrückt. Wie viele Menschen sind in der Lage, sich selbst zu beschreiben: ihre Denkweise, ihre Vorlieben, Schwächen - und auch ihre Ziele und Vorlieben?

Mann meditiert unter Baum

Es mag hier eine große Dunkelziffer geben zwischen denen, die es können aber für sich behalten und denen, die diese Erkenntnisse auch preisgeben, aber die Zahl der letzteren ist verschwindend gering. Auf der anderen Seite gibt einem die intrapersonelle Intelligenz zusammen mit der logischen sogar die Möglichkeit den Zwilling - die interpersonelle Intelligenz - in gewissem Grad zu ersetzen: Die Interpersonelle Intelligenz befasst sich ja mit den Beziehungen zwischen den Menschen und wenn man weiß, wie die Menschen für sich alleine ticken, kann man sich das schon irgendwie abstrakt zusammenreimen wenn man auf dem Gebiet keinerlei Begabung hat (wie das leider für mich gilt). Eines meiner Opfer ist ein INFP (f) und jetzt weiß ich, dass ein INFP die Welt ganz anders wahrnimmt als ich: Sie nehmen ihre Welt sprichwörtlich mit ihren Gefühlen wahr und mehr oder weniger alles ist emotional verknüpft. Selbst wenn Sie im Schrott eine alte Gartenhacke finden würden, würden sie sich emotional in den hineinversetzen der diesen Gegenstand weggeworfen hat. Wenn man das jetzt abstrakt weiß, dann kann man das wie eine interpersonelle Bedienungsanleitung verwenden und das verbessert das Zusammenleben.

Wenn die Menschen also mehr in ihre Selbsterkenntnis stecken würden, dann wäre die Partnersuche auch sehr viel zielführender. Ich habe vor ein paar Tagen eine Dokumentation gesehen wo verschiedene Menschen beim Dating mit der Kamera begleitet wurden und was mir da ins Auge gesprungen ist: Keiner weiß so richtig, was er eigentlich sucht und das sieht man ja auch auf den Dating-Portalen: leere Profile allerorten. Meine Erkenntnis nach einer Reihe von Gesprächen die ich geführt habe: Jeder Mensch hat eine Vorliebe für gewisse Eigenschaften in seinem Partner. Nur ist das in den meisten Fällen so, dass beide Sprichwörter stimmen, sowohl "Gegensätze ziehen sich an" als auch "Gleich und gleich gesellt sich gern". Daraus aber zu schließen das man überhaupt nicht sagen kann, wie eine Persönlichkeit sein muss damit man mit ihr harmoniert ist zu kurz gegriffen. Wie wir seit MBTI wissen, gibt es ja vier (oder fünf) wesentliche bipolare Aspekte und selbst wenn man bei einem oder zwei ambivalent ist hat man doch bei anderen eine eindeutige Präferenz. Für besagte INFP sind E und N fix und für T/F und P/J gibt es kein klares Bild - ENTPs wären extrem interessant, sind aber unzuverlässig, ENTJs sind cool, aber möglicherweise nicht emotional genug und so weiter. Das gleiche habe ich auch schon für mich aufgemacht: Für mich sind I und N gesetzt und bei TP/FJ hat beides seine Vor- und Nachteile, ideal wäre wohl jemand so ziemlich in der Mitte der beide Aspekte zu einem gewissen Grad hat. Leider gibt es das nicht so oft.

Wenn ich mir also eines in der Welt wünschen könnte, dann wäre das das sich jeder ein wenig mehr mit sich selbst auseinandersetzen würde und zumindest einen Teil davon auch preisgeben würde. Jeder handelt nach einer Agenda, der Unterschied ist nur ob man sich dieser Agenda überhaupt bewusst ist und ob es schaden würde wenn andere Menschen davon Kenntnis hätten. Ich habe es gerade mit einer Firmeninsolvenz zu tun und nichts ist schlimmer als die Unsicherheit über die Ziele des Investors: Was hat er eigentlich vor? Gäbe es diese Information, könnte man die Zukunft viel besser einschätzen. Gewinnt oder verliert man damit etwas wenn man sich hier öffnet? Da ich so geradlinig bin macht das für mich keinen Unterschied, aber die vorwiegende Antwort dürfte leider "verliert" sein, entweder eben weil man es nicht weiß diejenigen die es wissen ihr wissen lieber für sich behalten.

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Kommentare

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Janine am :

Hi Stephan,
Ich haben deinen Blog ehr zufällig gefunden, weil ich mich etwas mit MBTI beschäftigt habe.
Jedenfalls habe ich deinen Artikel mehrfach gelesen und intensiv darüber nachgedacht.
Ich persönlich denke, dass selbst wenn andere Menschen sich mehr damit beschäftigen würden was sie wollen/brauchen oder nicht wollen/nicht brauchen und sie das eventuell sogar kommunizieren würden, würde es doch nichts daran ändern, dass jeder einen anderen Menschen selber kennenlernen muss, ganz unabhängig davon, wie sich dieser Mensch selber beschreibt. Denn Beziehungen zwischen Menschen sind immer Interaktionen zwischen den Beteiligten und so können Sie sich auch gegenseitig beeinflussen (positiv, aber auch negativ) und eine Weiterentwicklung des Charakters/der Ziele oder Wünsche anstoßen.
Grüße Janine

Stephan Brunker am :

Hallo Janine,

ich habe in meinem Leben zwar nicht so superviele Menschen kennengelernt, diese dann aber intensiver. Meine Erfahrung bisher ist einfach die dass Menschen die den gleichen Typ teilen sich auch von der Ausstrahlung sehr ähnlich sind. Und dass es immer die gleichen Kombinationen sind die menschlich gut harmonieren. Das erlaubt dann auch im Vorfeld schon Rückschlüsse, Überraschungen sind aber natürlich nie ausgeschlossen. Und auf der anderen Seite gibt es einfach Situationen wo sich zwei begegnen die absolut nicht miteinander klarkommen.

Janine am :

Hi Stephan,
Das stimmt, in gewissen Situationen ist es einfach schwierig, wenn man nicht auf einer Wellenlänge ist. Gerade im beruflichen Umfeld ist es schwierig, wenn man von dem Anderen abhängig ist. Dennoch versuche ich mich permanent weiterzuentwickeln und dafür brauche ich einfach das Feedback von möglichst unterschiedlichen Menschen. Man muss ja nicht sofort heiraten und wenn man von Anfang an ehrlich und offen ist, klappt das ganz gut. Ich zum Beispiel hab mit dem ganzen zwischenmenschlichen Kram Probleme und wenn ich das am Anfang sage, sind eigentlich alle bereit mir sofort mitzuteilen, falls ich mal wieder ihre Gefühle verletzt haben sollte. Natürlich muss man auch daran interessiert sein, sich auf sein Gegenüber einzustellen. :-)
Grüße Janine

Stephan Brunker am :

Hallo Janine,

Lebenserfahrung spielt eine große Rolle. Man kann seine Persönlichkeit zwar nicht ändern, aber gerade unsereiner kann im Laufe der Zeit seine Persönlichkeit abrunden. Ich mache seit zwanzig Jahren Verkauf und ich merke den Effekt inzwischen deutlich, meine ursprüngliche Schüchternheit ist fast gänzlich verschwunden und mit sehr vielen Menschen klappt die Kommunikation auch, zumindest für so ein begrenztes Thema. Leider bleibt aber ein bestimmter Rest von Menschen mit denen man partout nicht zurechtkommt weil die psychologische Funktion völlig entgegengesetzt ist. Außerdem ist es wirklich sehr wichtig, bei der Entscheidungsfindung die Meinung anderer einzuholen. Selbst wenn man die Entscheidung letztlich selbst treffen muss, sehen andere Menschen das Problem eben aus einem anderen Blickwinkel und auf diesen Input will ich auch nicht verzichten.
Grüße Stephan

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