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Peng!

Innerhalb kürzester Zeit stoße ich jetzt dreimal auf die gleiche Situation: Was passiert wenn ein Mann mit einem Messer auf Polizisten losgeht? Beim Zappen bin ich auf einen Bericht aus den USA gestoßen wo man durch Original-Bildmaterial ganz nahe bei dem Geschehen sein konnte: Ein Randalierer wird der Polizei gemeldet, die Streife findet diesen auf einem Parkplatz, der Polizist steigt aus und dann sieht das Folgende sowohl von der Bodycam des Polizisten als auch von der Dashcam im Wagen. Der Mann geht mit dem Messer auf den Polizisten zu und dieser gibt in eine Salve mit drei Schüssen auf den Oberkörper des Mannes ab. Nicht weiter verwunderlich das der Messermann das nicht überlebt. Das besondere dabei ist das Interview mit dem entsprechenden Polizisten und der macht dabei einen eher hilflosen bis unsicheren Eindruck, jedenfalls nicht den eines schießwütigen Cowboys.

Und nur ein paar Tage später heute zwei Artikel in der Zeitung: Einmal aus Gelsenkirchen wo der Mann außer dem Messer auch noch einen Knüppel hat und deshalb gleich vier Schüsse abbekommt - und eine weitere Meldung aus Metz wo es wegen Polizeischüssen Unruhen gegeben hat. Und die Meldung aus Metz bringt die Erleuchtung und wo der Missstand liegt. Dort liegt der Angreifer nämlich mit einer (!) Schusswunde im Bein im Krankenhaus und befindet sich nicht in Lebensgefahr. Es spricht für die französische Banlieu dass es trotzdem Unruhen gibt, nicht auszumalen wenn der französische Polizist es seinen deutschen und amerikanischen Kollegen nachgemacht hätte.

So wie es aussieht, liegt es nicht an schießwütigen Polizisten, sondern im Gegenteil an schießfaulen Polizisten - oder Dienstvorschriften die den gleichen Effekt haben. Oder unzureichender Ausrüstung. Dank der Bilder aus USA kann man sich gut in die Situation des Polizisten hineinversetzen: man hat die Pistole im Anschlag und der potentielle Täter rennt mit dem Messer auf einen zu. Was tun? Wegen der Pistole hat man die Hände nicht frei um sich köperlich verteidigen zu können, man muss also schießen. Und weil man in diesem Moment eingeschüchtert/aufgeregt/verängstigt ist schießt man auf das größte Ziel - den Oberkörper - und dann auch oft genug um sicher zu sein dass die Gefahr beseitigt ist. Das stimmt im Prinzip auch so weil die so getöteten meistens geistig verwirrte, Angehörige einer Minderheit oder Ausländer sind bei denen es keinen großen Aufschrei gibt und das Verhalten des Polizisten praktisch immer als Notwehr durchgeht.

Ich will aber an dieser Stelle sagen dass es eine absolut unnötige und vermeidbare Vergeudung menschlichen Lebens ist. Es gibt nämlich andere Optionen und der französische Polizist hat das in diesem Fall realisiert: Der Angreifer lässt sich auch durch einen Schuss ins Bein stoppen (oder in die das Messer haltende Hand). Das endet im Normalfall nicht tödlich, selbst wenn man die Schlagader trifft lässt sich ein Bein noch abdrücken. Nur muss man dazu das nötige Training haben um in einer Gefahrensituation die Nerven zu behalten und zielgenau schießen zu können. Und da dürften die Defizite liegen: die Polizisten bekommen eine Dienstwaffe in die Hand gedrückt und trainieren nicht genug damit. Wenn man jede Woche ein paar Magazine auf dem Schießstand und in realistischen Szenarien (auf bewegte Ziele!) durchjagt und solche Situationen wie den Messerangriff vielleicht mit Paintball-Waffen trainiert, dann kann würde das effektiv Leben retten. Oder überhaupt endlich flächendeckend Taser ausgibt. Wenn der Verdächtige dann "nur" ein Messer hat, dann braucht man die Pistole erst gar nicht zu ziehen. Und für den Fall dass der Angreifer ebenfalls eine Feuerwaffe hat, dann hat der Beamte dann auch eine viel bessere Chance das Feuergefecht zu überleben.

Es ist eigentlich immer das gleiche: Training, Training, Training. Ich habe Berichte aus verschiedenen (symmetrischen) Kriegen gelesen und meistens ist die siegreiche Seite einfach die mit den besser ausgebildeten Soldaten wenn die Waffen vergleichbar sind. Und Pattsituationen kippen wenn besagte Elitekämpfer auf einer Seite unnötig verschlissen wurden. Warum haben die Japaner Kamikazekrieger eingesetzt? Die brauchten nur ein paar Flugstunden (Landung trainieren war unnötig) und waren startklar. Die Fliegerasse aus den ersten Jahren des Krieges die man für eine Luftüberlegenheit benötigt waren einfach nicht mehr da und auch nicht ersetzbar. Und das spiegelt sich auch in diversen Egoshootern wieder: Man gewinnt wenn man einfach besser schießen kann als der Gegner. Und wenn ich geistig verwirrt mit einem Messer auf einen Polizisten losgehe, dann wünsche ich mir wirklich dass es sich um einen schießwütigen Cowboy handelt, der muss mich nämlich dann nicht aus Angst unnötig durchlöchern sondern der atmet einmal tief ein und macht das was er im Training schon hundertmal gemacht hat und stoppt mich mit einem gezielten Schuss in eine nicht lebenswichtige Stelle.

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