INTJBlog.de

Ich muss auch kein Hellseher sein um festzustellen dass es eine solche Kommunikation und Offenheit wie in diesem Blog hier selbst im www praktisch nirgendwo gibt. Blogs sind sowieso praktisch tot, Diskussionsforen auch und die Kommunikation hat sich in Medien wie WhattsApp oder Discord verschoben wo es aber keinen tiefgreifenden Gedankenaustausch gibt. Aber gegeben, dass das Standardkommunikationsgerät inzwischen das Smartphone ist würde ich auch keinen Sermon mit 3.000 Wörtern auf einer Handytastatur schreiben wollen. Die Fähigkeiten verkümmern sowieso auf breiter Front wenn selbst meine Verkäufer nicht mehr mit 10 Fingern blind tippen konnten. Das läuft nach dem Motto: Zeig mir dein Gerät, dann sag ich was du bist - die Waffe meiner Wahl ist immer noch das 11'' Netbook mit einer ordentlichen Tastatur und Windows, das kann man praktisch für alles benutzen. Die Jugend von heute schaut ja selbst beim Warten an der Kasse vom Edeka auf ihr Smartphone.

Wie gesagt habe ich mir verschiedene Diskord-Server angesehen aber entweder war ich zu doof dafür oder ich habe nur einen banalen Chat gefunden. Was ich auch regelmäßig schaue und probiere sind Youtube-Kommentare. Zwar gibt es immer wieder richtig gute Kommentare, aber das ist leider immer auch einseitig, wenn der eigene Kommentar beantwortet wird dann sind das praktisch immer Trolle. Dass mal ein Kontakt zu den Autoren des Videos zustandegekommen wäre ist auch reines Wunschdenken. Ich gehe auch regelmäßig in den Tanzkreis, aber leider ist weder mit meiner Tanzpartnerin noch in den Pausen ein richtiges Gespräch drin. Ja, man unterhält sich, aber bringen tut mir das nix. Genauso hatte ich mir in der Richtung ja was gehofft als ich zum Schach-Spielabend gefahren bin, aber das war auch eher mau, wenn man von dem Typen absah der auch nur zum Schnuppern da war und "zufälligerweise" erwähnt hat dass er schon Ersatzspieler in der Bundesliga war.

Eines ist klar: je schlimmer meine Isolation wird, desto größer wird das Bedürfnis nach einem Gedankenaustausch. Und dabei gibt es mehr als genug Themen die mich interessieren. Aber wenn ich zurückdenke hat das noch nie richtig geklappt, spontan fällt mir zum Beispiel während meiner Reporterzeit ein dass ich andere Fotografen angesprochen habe, aber darauf angesprungen sind die nie als ich sie zum Beispiel gefragt habe ob ein 85 mm f1.4 oder ein 70-200 f2.8 am langen Ende besser für Portraits ist (das 85 mm ist ein geiles Teil)?

Jetzt wo es Sommer wird bin ich mir auch ernsthaft am überlegen ob ich nicht mal das Experiment mache, mich mit einem Campingtisch, Klappstühlen und einem Schachbrett in Trier in die Fußgängerzone zu setzen und zu schauen ob jemand mit mir spielt, eben so ähnlich wie das zum Beispiel in New York am Union Square gemacht wird. Meine Hoffnungen und meine realistischen Erwartungen gehen da aber wohl auseinander ("INTJ sind gleichzeitig die größten Idealisten und größten Zyniker"), Deutsche sind dafür einfach zu reserviert. Außerdem müsste ich 15+10 Schnellschach spielen, im Blitz bin ich einfach zu schlecht. Traditionell gehört da auch Trashtalk dazu ...

So besehen wirkt sich das bei mir eben alles in den Extremen aus: Entweder muss ich alleine sein, oder wenn ich Kontakt habe dann aber einen auf einem Niveau zu dem die meisten Menschen einfach nicht fähig sind. Entweder weil sie es nicht können oder wollen. Man muss wohl weitgehend ignorant zu der Überlegung stehen was andere Menschen von einem denken um so zu schreiben wie ich das mache. Genau betrachtet gehe ich hier eigentlich sogar für mich zu weit denn es wäre mir schon etwas unangenehm wenn bestimmte Leute die ich kenne das hier lesen würden. Aber auf der anderen Seite würden die so was ja gar nicht lesen und damit löst sich das Problem von selbst. Normal ist das aber alles nicht, nach meiner Erfahrung bleibt der Normalmensch am liebsten in seichten Gewässern und ist ständig darauf bedacht was andere Menschen von ihm denken. Außerdem fehlt es einfach an Begeisterung für ein bestimmtes Subjekt.

Vielleicht ist das aber alles auch nur ein lokales Mentalitätsproblem. Wenn ich darüber nachdenke, dass mich der ältere Mann im Greenwich Park in London angesprochen hat, nur weil ich neben ihm auf der Bank saß. Der Einsteiger war zwar etwas mau: "sind sie wegen der Hochzeit (war glaube ich William und Kate, lang ist es her) hier?" Es war danach wirklich ein nettes Gespräch und ich kann mich immer noch daran erinnern dass selbst die ältere Bevölkerung in London nichts gegen Deutsche an sich hat, natürlich habe ich ihn gefragt. Nur wie übel muss meine Realität jetzt sein wenn ich mich jetzt noch an ein einzelnes Gespräch von 2009 erinnere?

Um es in technischen Bildern auszudrücken: Wenn es um zwischenmenschliche Interaktion geht bin ich wie ein 25-pol D-Sub-Stecker der eine passende Buchse zum Datenaustausch mit großer Bandbreite sucht, das steht für mich an allererster Stelle. Alles andere fällt dann nur noch unter "Benefits".