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Die Welt wäre eine bessere ... (Teil eins)

... wenn die Persönlichkeitstypen Allgemeinwissen wären

Ich bin ja selbst erst vor ein paar Jahren auf die Persönlichkeitstypen gestoßen und damit hatte ich endlich eine Erklärung warum ich immer so ein Außenseiter war. Seitdem erstaunt es mich immer wieder, wie sehr das alles doch zutrifft, zuletzt hatte ich einen Kommentar zum ISTP-Dolchstoßartikel wo ein INTJ genau die gleichen Probleme mit seiner ISTP-Lebensgefährtin hat wie ich sie mit meinem Vorarbeiter hatte. Menschen mit dem gleichen Typ verhalten sich sehr, sehr ähnlich. Das ist die eine Erkenntnis. Die zweite ist: Man kann nicht alles haben: Da es sich um bipolare Faktoren handelt, bedeutet ein Mehr an einem Ende immer zwangläufig auch ein Weniger am anderen Ende, da beißt keine Maus einen Faden ab. Und die dritte Erkenntnis ist: Unser Typ ist höchstwahrscheinlich angeboren und Wir können nichts dafür wie wir sind.

Das Problem ist einfach nur, dass diese an sich simplen Erkenntnisse eben nicht Allgemeinwissen sind. Ich hatte vor ein paar Wochen mal wieder einen Zusammenstoß mit Kunden die sich nach meinem Besuch als Servicetechniker bitterlich über mich beschwert haben. Von wegen unfreundlich, kein Verständnis und so weiter. Aus meiner Sicht war bei ihnen nichts zu machen. Es ging im wesentlichen um zwei Dinge: Die Spülmaschine würde nicht sauber spülen und die Backauszüge liefen schwergängig. Nur was macht man, wenn Menschen überhaupt nicht für logische Argumente empfänglich sind? Für mich war das ein harter Kampf so freundlich wie möglich zu bleiben während nichts was ich sagte irgendwie ankam. Bei so einer Spülmaschine ist das Prinzip einfach: Es läuft Wasser rein und wird von einer Pumpe umgewälzt, danach wird die schmutzige Brühe abgepumpt. Und das hatte ich schon geprüft, geknickte Zulauf- oder Ablaufschläuche können zu schlechtem Spülergebnis führen. Wenn es das nicht ist, wäre die nächste Erklärung dass die Kunden die Maschine ungünstig eingeräumt haben, aber das kam natürlich nicht in Frage. Was soll ich da noch sagen? Ähnlich war das bei den Backauszügen. Mein Vater hatte bei der Abnahme gesagt, dass die Backauszüge bei der Pyrolyse herausgenommen werden müssen. Davon wollten die Kunden aber nichts mehr gewusst haben und in der Anleitung steht dass die Auszüge "HFC51" bei der Pyrolyse drin bleiben können. Es ist vielleicht etwas unglücklich formuliert weil die Nummer nicht auf den Auszügen steht, aber beim Backofen mitgeliefert wurden eben die einfacheren bei denen das Fett dann verbrennt. Aber egal was ich gesagt habe, es wurde nicht mal ansatzweise in Betracht gezogen dass die Kunden selbst einen Fehler gemacht haben.

Was soll ich denn da machen? Ich habe all meine über die Jahre erlernte Selbstbeherrschung eingesetzt um nicht ausfällig zu werden und meine wirkliche Meinung zu sagen und habe gesehen dass ich raus kam. Ob ich dabei "auf Wiedersehen" gesagt habe? Ich weiß es nicht. Um auf den Punkt zu kommen: Die Kunden hätten wohl am liebsten einen netten Servicetechniker der alles kann und ihnen alles macht was sie möchten. Aber - siehe oben - den gibt es nicht. Ich bekomme zwar sehr, sehr viel hin, aber dafür bin ich halt INTJ mit einer gehörigen Portion Autismus. Und wie es der Begriff "Schwätzer" schon sagt, diese Typen sind zwar nett und wortgewandt, bei den Fähigkeiten hapert es dann aber. Wäre das Allgemeinwissen, dann würde man die etwas rauen Umgangsformen wohl in Kauf nehmen wenn man dafür eine fachlich bessere Leistung bekäme. Aber das ist es halt nicht. Wenn ich bedenke, welchen Crazy Shit ich in den letzten Monaten alles gemacht habe ... da wäre die Wasserarmatur wo ein superschlauer Monteur ein Stück Stahlrohr als Distanzring bei der Verschraubung eingesetzt hat. 15 Jahre später musste ich die Armatur wegen Dichtigkeitsproblemen ausbauen und das Stahlrohr war irreversibel festgerostet. Das Ding dann mit der Säbelsäge um irgendwelche Ecken herum in Stücke zu sägen war so eine Sache. Oder die Granitrückwand die unbedingt wegen eines nicht sichtbaren Risses ausgetauscht werden musste, aber so verschachtelt eingebaut und verklebt war dass man sie nicht lösen konnte und ich sie mit dem Bohrhammer in Stücke teilen musste. Oder noch eine Wasserarmatur wo ich mir aus einem Holzklotz und ein paar Schraubzwingen einen Abzieher basteln musste ...

Kurz und gut: wäre das Allgemeinwissen dass die Menschen eben verschieden sind, dann wäre hoffentlich auch mehr Verständnis da und gleichzeitig könnte man auch besser vorhersehen wie die Menschen auf bestimmte Situationen reagieren. Wie eben bei besagten ISTPs: "Sei vorsichtig, freundlich bedeutet nicht loyal". Aber auch hier gilt leider, dass die Handvoll Typen die die Mehrheit bilden der ganzen Sache von vornherein ablehnend gegenüberstehen ("Schubladendenken") und gleichzeitig auch kaum Toleranz für Andersdenkende haben weil sie selbst nie in der Situation sind wo sie die Außenseiter sind. Als leicht autistischer INTJ versuche ich mich schon mein ganzes Leben irgendwie anzupassen und mit wechselndem Erfolg den Menschen das vorzuspielen was sie erwarten. Ich habe begriffen, dass das was für mich Kinderkram ist für andere eben sehr schwer bis unmöglich ist und ich akzeptiere das. Wie ich heute in einem INTP-Youtube-Video gesehen habe: "Man hat es dauernd mit Idioten zu tun". Die Welt wäre halt sehr viel besser wenn das eben auch andersherum funktionieren würde und die Menschen einsehen würden dass es für mich eben genauso schwer bis unmöglich ist, nett, freundlich und zuvorkommend zu sein wenn ich gestresst werde, sei es durch außergewöhnliche Probleme oder eben eine eskalierende Diskussion.

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Christine Schmitt am :

Ich kann dir nur zustimmen. Es wäre wesentlich einfacher, wenn die Persönlichkeitstypen allgemein bekannt wären.
Meine neueste Erkenntnis: Extrovertiert und Inteovertiert können zwar zusammen arbeiten, aber nur bedingt als Paar zusammen sein. Diese Erkenntnis konnte ich nur deshalb bekommen, weil du mich in dieses Thema eingeführt hast. Netterweise hatte ich dazu einen neuen Kollegen, der genau das Beispiel schlechthin für einen Extrovertierten. Wie INFJ so ist, bin ich auf diesen Kollegen zugegangen. Was für mich völlig normal ist, scheint für den Rest der Damenwelt ein Fremdwort zu sein. Nämlich dem anderen Begegnen, wo er gerade steht. Um es kurz zu fassen: ich hatte einen neuen Verehrer und war mir keiner Schuld bewusst. Dann kamen die Erkenntnisse. Es ist mir aufgefallen, daß ich zum einen lauter Extrovertierte als Verehrer habe. Die sind für mich allerdings nicht zum packen. Wie glatte Wände. Ich suche nach Innenzielen, sie wollen sich mit Äußeren verbinden. Beidseitig also keine wirklichen Anknüpfungspunkte.
Das verhält sich dann also so zb: ich werde zum Taxi fahren gebeten - bringt mir nichts, denn das kostet Geld, was ich nicht habe, und ausserdem hocke ich da Angstbedingt im Handschubfach.
Andersherum ich bin mitteilsam, und schreibe gerne in meiner Freizeit Fragen etc an solche Personen. Keine Chance auf Antwort - da die Personen nur mit dir reden, wenn sie dich sehen. Ein absolutes no go. Ich werde garantiert nicht seine Anbaggerversuche während der Arbeitszeit über mich ergehen lassen. Da kann ich nicht mal mich abgrenzen.
Fazit: Selbst wenn ich wollte, es verbindet sich nicht auf diesem Weg.
Ich habe versucht ihm zu erklären, wie er funktioniert. Und warum seine ExFreundin Abstand von ihm gebraucht hat. Es würde echt mehr helfen, wenn er wüsste, das er die Kraft von Aussen braucht und daher starke Quellen anzapfen muss.
Da sind natürlich Introvertierte sehr interessant. Und da ich noch zusätzlich zu den Exoten gehöre, die der Extreme angehören, ist da mehr Power.
Alles in allem war es bis jetzt ein Vorteil das zu wissen. Es würde gerade auch im Sozialen Bereich einiges an Störungen leichter erklären lassen. Ob sich dann schon was lösen lässt? Nun keine Ahnung in wie weit sich da die Wissenschaft schon mit beschäftigt hat. Ich werde auf jeden Fall nach Lösungen suchen.

LG Christine

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