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Tu was

Ein sehr häufig gebrauchter Spruch in Verbindung mit INTJs ist ja they get things done. Und gerade jetzt, wo ich in der Firma personell aufrüsten will wird mir wieder deutlich, dass das eben nicht der Normalzustand bei den anderen 15 Typen ist. Streng genommen besteht der Kontext aus einer Abfolge von verschiedenen Aktionen, die für mich ganz selbstverständlich sind:

  1. Problem erkennen
  2. sich zuständig fühlen
  3. Prioritisieren
  4. Problemanalyse
  5. Tu es und gib nicht auf

Problem erkennen

Das beginnt damit, dass man überhaupt wahrnimmt, was gemacht werden muss. Menschen scheinen oft erstaunlich blind zu sein für Dinge, die besser sein könnten. Woran das genau bei mir liegt kann man sich ausssuchen - Enneagramm 1, Judging, Intuitive ... jedenfalls springen mir dauernd Sachen ins Gesicht die verbessert werden müssten. Wenn es sich schnell erledigen lässt wie eine defekte Lampe, dann mache ich das auch sofort. Ansonsten - dafür gibt es die Wunderlist.

sich zuständig fühlen

Diese Denkleistung ist berüchtigt, in der Form von "man müsste mal". Selbst wenn man die erste Hürde übersprungen hat, dann ist es immer bequemer festzustellen, dass man für die betreffende Situation nicht zuständig ist. Selbst wenn man selbst einen Nachteil daraus hat - meiner Erfahrung nach wird lieber dieser Nachteil in Kauf genommen als in die Hände gespuckt und die Sache angegangen. Man könnte die Arbeit ja versehentlich jemand anderem wegnehmen. Ich finde das irgendwie kindisch - wenn mich ein Problem tangiert, dann gehe ich das auch an und warte nicht darauf, dass es ein anderer für mich macht.

Prioritisieren

Ich habe mich intensiver mit P-Typen befasst - was sie eint ist die Neigung von einem Gedanken zum nächsten zu springen und sich zu verzetteln. Ganz fremd ist mir das nicht, aber ich habe eben genug Willenskraft dem einen Riegel vorzuschieben und einen Plan zu machen was dringlich ist und was nicht und eben nach dieser Dringlichkeit zu arbeiten. Wobei es da eine wichtige Einschränkung gibt: Man kann nicht immer nur das Dringende machen, dann werden bestimmte Sachen nie gemacht die eine wichtige Verbesserung bringen, aber eben nicht dringend sind. Ich bin bisher immer gut damit gefahren einen Teil meiner Zeit für solche Sachen zu reservieren damit es auch da einen Fortschritt gibt - auch wenn es dann länger dauert.

Problemanalyse

Wenn man jetzt zu der Erkenntnis gekommen ist etwas machen zu wollen und auch die Zeit dafür hat, dann ist das Problem zu analysieren. Bei Routinearbeiten ist das witzlos, da sollte man wissen was man macht und da kommt es nur auf eine möglichst schnelle Erledigung an. Ich bin aber meistens damit konfrontiert erst einmal herauszufinden, wie man das Problem überhaupt lösen kann. Das ist der Punkt an dem ich auch gerne andere Meinungen einhole oder meine Ideen bespreche. Das ist natürlich auch von den Resourcen abhängig, in Bezug auf Fähigkeiten und Werkzeugen. Als Perfektionist habe ich einen deutlichen Hang dazu, die Beste Lösung zu finden und nicht diejenige, die sich am einfachsten mit den vorhandenen Möglichkeiten realisieren lässt. Das spielt bei der Abwägung zwar eine Rolle ist aber eben kein Ausschlusskriterium.

Hier ist ein Beispiel hilfreich: Bei einem Kunden gibt es das Problem, dass sich die Schrauben an den Auszügen loswackeln und teilweise schon so ausgeschlagen sind dass die Grobgewindeschrauben nicht mehr in der Spanplatte halten. Wichtig ist auch zu wissen, dass dieses Problem häufiger auftritt, eine einmal gefundene Lösung also auch in Zukunft einsetzbar ist.

Entwicklung eines Dübels für 5 mm Systemschrauben

Entwicklung eines Dübels für 5 mm Systemschrauben

Man könnte jetzt einfach hingehen und an anderen Stellen einfach genügend Spaxschrauben in die Schienen knallen dann würde das halten. Diese Art von Schweizer Käse finde ich aber nicht gut - auch wenn das tatsächlich nur ein Bauchgefühl des Pefektionisten ist. Von anderen Befestigungen ist mir bekannt, dass mit Dübeln gearbeitet wird, also muss also das Loch aufgebohrt werden (geht einfach und mit einem scharfen Bohrer würde das Loch auch nicht so ausfransen), ein Dübel konstruiert werden, hergestellt (das geht im 3D-Druck aus Nylon, das ist zäh genug) und dann kann man das Ausgangsproblem lösen indem man die Schiene einfach wieder festschraubt. In diesem Fall ist also alles vorhanden was man braucht. Die Analyse kann auch zu dem Ergebnis kommen, dass man Werkzeug oder Material beschaffen oder sich Fähigkeiten aneignen muss. Im ungünstigsten Fall kommt man zum Ergebnis: Ist unlösbar mit den vorhandenen oder vernünftig beschaffbaren Mitteln. Für mich ist das schon eine hohe Hürde, sieht man dass ich mir zum Beispiel PHP-Programmierung von Null an beigebracht habe um eine interaktive Webapplikation zu schreiben - und ich es mir leisten kann, auch mal ein paar Hundert Euro für Werkzeuge auszugeben wenn man sie nicht nur einmal benutzen kann. Was zum Beispiel nicht geht wären Schneckenräder oder schräg verzahnte Zahnräder zu fräsen, das geht nur mit Abrollfräsen und die Maschinen dafür sind richtig teuer. Oder eine Laserschneidanlage für Bleche - nützlich, aber außerhalb meines Budgets.

Tu es und gib nicht auf

Jetzt gibt es noch eine finale Hürde: Selbst wenn man festgestellt hat, dass man das Problem prinzipiell lösen kann, weiß man es ja nur für Routinearbeiten sicher, bei allem anderen bleibt eine Unsicherheit. Und das hält eben einen sehr großen Teil der Menschen vom weitermachen ab. Entweder ist hier nicht genug Selbstvertrauen im Spiel oder die Lernfähigkeit ist nicht gegeben - genau kann ich das von meinem Standpunkt nicht sagen. Ein Beispiel was sich mir eingebrannt hat ist die Spülmaschine. Als ich 16 war, bekam ich Werkzeug und eine Spülmaschine und sollte diese einbauen. Machbarkeitsanalyse ist klar: nötiges Werkzeug - Check. Einbauanleitung - Check. Also kann man loslegen. Als ich meine Verkäufer vor die gleiche Situation gestellt habe, sind die mir fast gestorben. Während es für mich ein leichtes ist, aus einer Montageanleitung zu lernen wie man eine Spülmaschine einbaut scheint das für einen Großteil der Bevölkerung nicht zuzutreffen. Wenn ich meinen Monteur richtig verstanden habe der mich damals heftig dafür kritisiert hat: Selbst einem Monteur muss man wohl zeigen, wie man das macht und das nicht nur einmal, sondern mehrfach. Ich hatte jetzt ein Bewerbungsgespräch mit einer Hilfskraft und obwohl die den Job jetzt schon ein Jahr lang macht kann die so etwas immer noch nicht. Auch wenn ich es nicht wahrhaben will: Ich muss wohl wirklich hochbegabt sein, jedenfalls was die Auffassungsgabe betrifft.

Zurück zu den Dübeln: Natürlich hat das nicht im ersten Versuch funktioniert oder war jedenfalls nicht so wie ich mir das vorgestellt habe. Witzigerweise hat es schon im ersten Versuch bombenfest gehalten, als ich den Dübel aber danach zu Testzwecken wieder herausgesägt habe musste ich feststellen, dass dieser dabei gebrochen ist. Hier waren ein paar Verbesserungszyklen nötig - einmal das 3D-Modell etwas optimieren um das Material weniger zu belasten, auf der anderen Seite mussten die Druckeinstellungen für das Nylon verfeinert werden um eine bessere Festigkeit zu erhalten. Dass das ganze auch noch mit Drama und der Erkenntnis, dass man Filamente nicht in der Mikrowelle trocknen sollte verbunden war steht auf einem anderen Blatt.

Insgesamt war das jetzt natürlich ein Mehraufwand gegenüber der einfachsten möglichen Lösung. Dafür habe ich dieses Problem aber jetzt für immer gelöst und habe eine extrem einfache, saubere und haltbare Lösung. Die Variante mit den langen Schrauben funktioniert nämlich nicht bei einer Außenseite, meine schon: kurz aufbohren (man braucht nicht mal einen Tiefenanschlag dafür weil man die Tiefe lassen kann und beim Bohren merkt), Dübel rein und festschrauben. Fertig und geht nie wieder los.

Fazit

Was ich jetzt an ein, zwei Beispielen gezeigt haben lässt sich sehr weit ausdehnen. Sehr viele Fähigkeiten sind mit überschaubarem Aufwand zu lernen, jedenfalls mit meinen Fähigkeiten und der Entschlossenheit zum Ziel zu kommen. Natürlich gibt es Ausnahmen - für ein Musikinstrument muss man beispielsweise jahrelang üben, da gibt es keine Abkürzung. Nur: damit stehe ich zumindest gefühlt ziemlich alleine da, eine solche Lernfähigkeit ist nicht "normal". Auf der anderen Seite würde ich wirklich liebend gerne mit jemandem zusammenarbeiten, den man auf ein Problem zeigt und der das einfach löst oder noch besser: die Probleme selbst sieht und beseitigt nachdem man sich über Lösungsansätze ausgetauscht hat. Dummerweise scheint Proaktivität auch nicht so weit verbreitet zu sein ...

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Kommentare

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Christine am :

Tja eine Bedienungsanleitung "lesen" und anwenden was da drinsteht, das habe ich mit 4 schon gemacht. Allerdings musste mich meine Mutter sehr schnell aus der Schusszone bringen, als ich dem Schreiner, der Stunden damit zugebracht hatte erklärte????????????Das war dann schon etwas zu viel für ihn..
LG Christine

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