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Toiletten-Egoismus

Toilette
Photo by Jan Antonin Kolar on Unsplash

Wenn man auf Montage fährt, da kann man was erleben. Oft gelingt es zwar, seine Darmfunktion zu kontrollieren, aber manchmal spielt die Psyche halt nicht mit und man braucht dringend ein Klo. Nur dass die Beziehung von Menschen und Toiletten mal wieder ziemlich speziell ist. Vor allem wenn des darum geht dass Fremde die eigene Toilette benutzen: Deshalb planen Architekten ja Gästetoiletten in Einfamilienhäusern ein.

In gewisser Weise ist das nachvollziehbar, denn manche Menschen sind wirklich Schweine und haben ein eher untergeordnetes Verhältnis zu Hygiene. Wenn ich schon beim Kunden die Toilette benutzen darf, dann setze ich mich als Mann beim Pinkeln gefälligst hin und spritze und tropfe nicht alles voll. Das ist eklig. Ich bin bei vielen Sachen erstaunlich ekelresistent und habe zum Beispiel auch kein Problem mit stinkenden, abgesoffenen Wasserbetten. Aber bei einer Mobiltoilette ("Dixieklo"), die bei Minusgraden im Freien steht und die von Heerscharen von Bauarbeitern mit matschigen Stiefeln benutzt wird und wo man sich wegen der Höhe des Tanks nicht mal freischwebend hinhocken kann hört bei mir die Toleranz auf. Das geht einfach nicht.

Nur - was macht man dann? Richtig pervers wird es dann angesichts der Tatsache wie die Umgebung aussehen würde wenn man sich die ganzen Häuser wegdenkt und nur die Klos stehen lassen würde. Ja, selbst so ein Dorf ist voller Toiletten. Hunderte. Nur sind die alle im Besitz von Egoisten und könnten genauso auf dem Mond stehen. Warum man eine Küche einbauen muss bevor das Bad fertig ist ist mir auch ein Rätsel. Die Küche gehört ja zum Mobiliar und besteht auch noch aus empfindlichen Materialien und sollte deshalb als letztes unmittelbar vor dem Einzug montiert werden. Aber manchmal werden da Termine gemacht wo die Wohnung noch komplette Baustelle ist: keine Fliesen, keine Beleuchtung, keine Treppen .. alles schon erlebt. Also auch kein Klo. Und da man ja nicht einfach von Haus zu Haus klingeln kann um zu fragen ob man die Toilette benutzen kann ... wird es kompliziert.

Die Geschichte von Mensch und Toilette ist übrigens interessant und auch ein wesentlicher Teil der Zivilisation und deshalb auch ein Menschenrecht. Nur dass es die Gesellschaft / Politik immer noch nicht hinbekommen hat dafür zu sorgen dass überall öffentlich zugängliche Toiletten verfügbar sind. Geschäfte müssen zwar eigentlich eine Kundentoilette haben aber in vielen Dörfern gibt es keine Geschäfte und die haben nicht mal unbedingt eine Toilette. Und man wird auch noch schief angesehen wenn man nichts kauft aber die Toilette benutzen will. Restaurants funktionieren auch noch ganz gut, wenn es denn eines gibt und das geöffnet ist. McDonald's in Luxembourg hat noch auf, aber man hat mir auch dort den Gang selbst zum Waschbecken verwehrt. Super, da geben sie einem Pommes mit die man mit den Fingern essen muss (von den Pommesgabeln geben sie keine mit) und verbieten es einem besagte Finger zu waschen. Tja, und dann bleibt nicht mehr viel. In einem Fall war ich so schlau und wollte im nahegelegenen Zentralkrankenhaus aufs Klo - und wegen Covid-19 kommt man da nicht mehr so einfach rein und es steht - genau: ein Dixie vor dem Eingangskontrollenzelt. Es blieb mir dann nichts anderes übrig als mich ins Auto zu setzen und zum nächsten Einkaufszentrum zu fahren. Was aber auch nicht gerade nah war. Danach ging es mir aber besser, es gibt halt Dinge im Leben an denen kein Weg vorbei führt.

Und wenn ich dann an das gute alte Totschlagsargument denke: "Im Krieg wären sie froh gewesen ..." - dazu muss man wissen, dass es in historischen Kriegen ganz normal war, dass mehr Soldaten an Seuchen und Epedemien gestorben sind als durch Feindeinwirkung. Und was passiert, wenn durch eine Naturkatastrophe die Klos und Wasserleitungen kaputtgehen? Genau, die Cholera bricht aus. Oder anderes.

Die andere Alternative versetzt einen eben in die Steinzeit zurück. Statt zum Einkaufszentrum in die andere Richtung zu fahren: In den Wald. Da ist man der Natur und seinen Vorfahren sehr nah und wenn man Toilettenpapier dabei hat wird man sein Geschäft auch los. Schönes Zitat: "Die Einsamkeit ist nur noch halb so schön wenn man kein Toilettenpapier mehr hat". Nur in was für einer Scheiß Welt leben wir wo die Toilettendichte annähernd so hoch wie die Bevölkerungsdichte ist und man dann trotzdem in den Wald zum Kacken fahren muss?!?

Und die Kunden habe ich gerne wo es weder fließendes Wasser, noch Seife oder Handtücher gibt und wo dann jeder noch so kleine Fleck an der Tapete reklamiert wird. Die schmutzabweisende Beschichtung für Monteurhände muss jedenfalls noch erfunden werden.

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Kommentare

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Christine Schmitt am :

Du bringst das Problem auf den Punkt.

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