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Introverted Intuition vs. Extroverted Intuition

Geht man nach dem Teil der Typenpsychologie die den verschiedenen Persönlichkeiten einen Stack von Denkfunktionen zuordnet hat man bei den Intuitiven N-Typen zwei verschiedene Arten von Intuition: Die NJs haben Introverted Intuition (Ni), die NPs haben Extroverted Intuition (Ne). Diese beiden Funktionen sind sich aber ziemlich ähnlich und nur schwer zu unterscheiden - und noch dazu benutzen Intuitive auch noch beide gleichzeitig, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Ich versuche es trotzdem mal.

Das wichtigste Merkmal von Introverted Intuition ist wohl dass es im Unterbewusstsein stattfindet. Ein typischer Spruch eines Ni-Typen wäre: "Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie ich A und B zusammenbekomme, die passen aber nicht zusammen. Heute Nacht ist mir dann C eingefallen, das passt genau dazwischen". Das bedeutet: Alles womit ein NJ in Berührung kommt, wird in einem ungeordneten Datennetz abgelegt - also jetzt nicht streng nach Kriterien und Anwendungszweck sondern als ungeordnete Sammlung. Und das Unterbewusstsein ist jetzt der Kurator, der mit den Problemen darin herumläuft und bei einem Treffer das als Idee aus dem Nichts serviert. Und das wiederum liefert auch gleich die Erklärung dafür, warum NJs so viel vorausplanen: Weil dieser Prozess eben Zeit braucht und nicht spontan funktioniert. Wenn man sich vorher überlegt welche Probleme alles auftauchen könnten, kann man Ni schonmal die möglichen Probleme lösen lassen bevor sie überhaupt auftauchen. Wenn ein NJ spontan reagieren muss dann ist er definitiv außerhalb seiner Komfortzone.

Und Extroverted Intuition? Das ist im Gegensatz dazu bewusste gesteuerte Neugier. Blue Flower aus dem Personalitycafe-Forum hat eine typische Situation so beschrieben: "A sah komisch aus, also schaute ich bei B und C nach und nein, das kann so nicht sein, dann habe ich D nachgesehen und A-HA, und deshalb muss A anders sein." Es ist also ein aktiver Prozess indem man versucht, das Problem in seiner Gesamtheit zu verstehen und daraus die Lösung abzuleiten - oder genauer: Ne übernimmt das Datensammeln und die introvertierte Partnerfunktion (Ti oder Fi) verarbeitet die Informationen und produziert die Lösungsmöglichkeiten wie ein Maschinengewehr. Für einen NP in einer neuen Situation ist das einfach: Er will erstmal Daten sammeln also braucht er nur das zu tun und die Ergebnisse kann er direkt in Echtzeit verarbeiten. Oder anders: Das Datennetz eines NP ist geordnet - im Gegensatz zu dem ungeordneten des NJ. Was dann auch wieder interessant ist weil diese interne Welt das genaue Gegenteil der externen Welt ist - dort ist der NJ geordnet und der NP benötigt die ungeordnete Sammlung als Ideenquelle.

Das wirkt sich dann auch auf komplexe Projekte aus die jede Menge kreativer Schritte benötigen. Um das mal zu illustrieren fällt mir folgendes Szenario ein: NTP (Ti/Ne/Si), NTJ (Te/Ni/Se), STP (Ti/Se/Ni) und STJ (Te/Si/Ne) kommen an einen breiten, reißenden Fluss und müssen darüber.

  • Der NTP recherchiert alle Möglichkeiten wie man auf die andere Seite kommen kann und erfindet die ultimative Superbrücke. Sein Problem: Er bekommt die tausend Ideen nicht umgesetzt weil irgendwas dann doch nicht so funktioniert wie es der Theorie nach müsste. Außerdem fällt ihm auf halbem Weg ein dass ein Katapult doch einfacher wäre und als er das halb fertig hat...
  • Der NTJ sucht nach einer Insel im Fluss und findet darauf einen Haufen Schrott und schafft es daraus eine Brücke zusammenzufummeln. Problem: Wenn er die Insel nicht findet fällt ihm nichts ein und weil er nicht alle 20 Kapitel aus "Brückenbau für Anfänger" gelesen hat sondern nur 1, 5 und 19 hat er etwas übersehen und das Konstrukt stürzt ein.
  • Der STJ geht in die Stadt und kauft einen Brückenbausatz, liest die Anleitung durch und baut diese nach der Vorschrift zusammen. Problem: Wenn sein Bausatz zu kurz ist oder ein Teil fehlt kommt er auch nicht ans andere Ufer
  • Der STP sieht die halbfertige Brücke vom STJ und improvisiert aus den Teilen auch eine Lösung das fehlende Stück zu überbrücken. Problem: Er hat die Anleitung nicht gelesen und die Sicherungsbolzen deshalb nicht eingesetzt. Und auf halbem Weg ...

So lustig-absurd dieses Beispiel doch ist, zeigt es hoffentlich den entscheidenden Punkt: Extroverted Intuition ist bei der Analyse fundamental. Wenn es eine der primären Funktionen ist wie beim NTP dann wird die Brücke fundamental verstanden oder neu erfunden, beim STJ reduziert sich das auf das was von der primären Sensing-Funktion angeliefert wird, in diesem Fall heißt fundamental: Anleitung lesen. Introverted Intuition ist hingegen bei der Umsetzung konzeptual: Aus vielen verschiedenen Bausteinen ein zusammenhängendes Konzept zu schaffen, der NTJ kann sich das im Kopf vorstellen während der STP dafür die Bausteine für sein Extroverted Sensing vor sich haben muss. Der jeweilige Blinde Fleck ist dann für Ne aus dem Fundament ein funktionsfähiges Konzept zu machen und für Ni der unvollständige Flickenteppich aus Einzelinformationen. Der Unterschied zwischen STP und NTJ liegt daran dass ersterer grundsätzlich keine Anleitungen liest während der NTJ zwar sehr viele Anleitungen gelesen hat, aber davon immer nur die interessanten/wichtigen Stellen. Das führt zu dem Paradoxon, dass NJs wegen der unterbewussten Funktion von Introverted Intuition lieber vorausplanen, gleichzeitig aber das Ergebnis sehr improvisiert sein kann. NPs hingegen sind als Perceiver per Definition sprunghaft und springen von einem Zug auf den nächsten, gehen aber sehr umfassend an ein Problem heran. Idee und Ausführung sind also über Kreuz vertauscht was es eben so schwierig macht beide Funktionen auseinanderzuhalten. Wird das Problem klein genug dann verschwindet dieser Unterschied auch noch weil der NJ auch mit einem punktuellen Ansatz dann das ganze Problem erfassen kann während die Umsetzungsprobleme für den NP noch nicht auftreten. Das macht dann auch zum Beispiel INTJ und INTP so eine gute mögliche Beziehung weil sich beide Typen eben so gut ergänzen: Der INTP hat das grundlegende Verständnis und die Ideen während der INTJ damit das Futter für die kreative Umsetzung bekommt die ihm sonst fehlen würde.

Und was auch noch so eine Ironie ist: Auf der einen Seite sind NTJs mit Introverted Intuition wahre Wissensdatenbanken - auf der anderen Seite stolpern sie gerade über das was sie eben nicht wissen. Weil sie sich zutrauen Dinge anzugehen die sie vorher nie gemacht haben und sich einfach zutrauen eine Lösung zusammenzubasteln ohne fundamental zu wissen was sie da eigentlich tun.

Es ist auch gut so dass die Menschen sich eben auf diese vier Gruppen aufteilen, jeweils eine für Konzept, Planung, Ausführung und Kontrolle. Die verschiedenen Kombinationen der Denkfunktionen ergänzen sich, denn der Spruch ist eindeutig wahr: "Du kannst nicht alles haben" - jede Stärke wird durch eine Schwäche an anderer Stelle ausgeglichen.

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