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Introversion <-> Extraversion - schockierend

Der Unterschied zwischen Introversion und Extroversion ist vielfältig, wohl auch weil es verschiedene Definitionen für dieses Persönlichkeitsmerkmal gibt. Ich persönlich finde die Definition von Carl Jung am besten wonach Introversion durch die Orientierung an subjektiven psychischen Inhalten charakterisiert ist, im Gegensatz zu Extraversion die sich auf externe Objekte konzentriert. Was das genau bedeutet habe ich an einem Video gesehen was mich stark erschüttert hat:

Malinda ist eine (zumindest in meinen Augen) attraktive junge Frau, professionelle Sängerin, Songwriterin und Musikerin, also auf jeden Fall kreativ und soweit ich das sagen kann ein NFJ-Typ. Ich hätte zuerst sogar auf INFJ getippt, aber dann habe ich eben dieses Video gefunden und das sagt doch deutlich etwas anderes. Es geht darin um das Selbstbild, das sie sich jedesmal so im Spiegel sieht wie sie meint von anderen gesehen zu werden und das ist alles kritisch. Sie zählt das dann alles auf - von Leberflecken und Fältchen im Gesicht über die Operationsnarben am Bauch, die zu kleinen Füße, Skoliose und ungleich lange Beine. Ist mir vorher gar nicht so aufgefallen, ich finde den ungeschminkten Look gar nicht mal so schlecht. Jedenfalls wollte sie sich dann von diesem negativen Selbstbild dadurch befreien indem sie fünf Tage nicht mehr in den Spiegel schaut was wohl mit einem Urlaubstrip zusammengefallen ist.

Das muss auch irgendwie funktioniert haben weil dieses Bewusstsein sich in dieser Zeit dann zu einer Art Akzeptanz gewandelt hat. Die einschneidende Szene kommt dann aber als sie dann den Spiegel wieder frei macht und man dabei zusehen kann wie sie das kritische (fremde) Selbstbild wieder voll trifft. Das ist dann aber nach der obigen Definition aber genau die Extraversion: Sich selbst so wahrzunehmen wie (man meint) von anderen gesehen zu werden (also extern), dass sich das Selbstbild durch andere definiert. Das ist das völlige Gegenteil der Introvertierten, die ihr eigenes subjektives (internes) Selbstbild haben. Oder um in die Stereotype zurückzufallen: INTPs denen ihr äußeres Erscheinungsbild völlig egal ist. Und ich könnte diesen Blog wohl kaum schreiben wenn ich mir dauernd darüber Gedanken machen würde was dann andere Menschen von mir denken. Deshalb ist dieses Video auch so besonders - weil sie es eben trotzdem online gestellt hat.

Natürlich schaue ich in den Spiegel aber dabei geht es eigentlich nur darum den gesellschaftlichen Normen so halbwegs zu entsprechen was bei mir heißt dass die Haare nicht in alle Richtungen abstehen. Heute morgen bin ich im Bad auch am Spiegel vorbeigelaufen aber ich sehe nur dass ich das im Spiegel bin, ich bewerte mein Spiegelbild nicht. Das ist nur Mittel zum Zweck, ein Werkzeug um sein Erscheinungsbild gesellschaftskonform zu machen weil es eben rational sinnvoller so ist. Es gibt vielleicht nur die Ausnahme dass ich mich nur dann ins Rampenlicht gestellt habe wenn ich sicher war mich nicht dabei zu blamieren oder lächerlich zu machen. Wenn das nicht der Fall war dann war das auch die Ursache des Lampenfiebers. Der Jazz-Workshop war Horror, besonders die Jam-Sessions: Es gab sowieso nur drei Pianisten und ich war der einzige der sich überhaupt getraut hat (sic!) - kein Wunder wenn man keinerlei Erfahrung hat wie diese Major 7-9-13-Akkorde überhaupt gehen. Gottseidank war das alles so schräg dass es nicht soo stark aufgefallen ist dass ich regelmäßig nach zehn Takten den Faden im Songbook verloren und nur noch so rumgeklimpert habe. Als Pianist hat man da auch die Arschkarte - man ist sonst meistens Solist und muss neben der Banderfahrung auch noch mit einer fremden Harmonik kämpfen. Die Bläser hatten da gut herumzujammen, die brauchen nicht so viel anders zu machen. Es ging aber irgendwie, vor allem weil sich tatsächlich niemand über meine Unfähigkeit beschwert hat.

Auf der einen Seite ist ja die gesellschaftliche Norm die Extraversion, dass man sich so sieht wie die Gesellschaft das tut, auf der anderen Seite finde ich das so traurig und ich könnte auch nicht mit jemandem leben der sich darüber definiert wie ich ihn sehe. Das bedeutet natürlich einen ständigen Konflikt mit der Gesellschaft, man gehört einfach nicht wirklich dazu auch wenn man das am liebsten gerne hätte - so zu sein wie man eben ist und trotzdem so akzeptiert zu werden. Nur ist das ein unlösbares Dilemma: Ich kann mich nicht verbiegen um der Gesellschaft zu gefallen und die Gesellschaft kann sich ja nicht ändern um auf mich zuzugehen - das gibt es nur posthum wenn die introvertierten Genies von der Geschichte geehrt werden.

Die "Schönheit" eines Menschen wird von den allermeisten Menschen unbewusst beurteilt - und zwar indem äußere Merkmale zusammen mit der charakterbedingten Ausstrahlung zusammen in einen Topf geworfen werden. Mit viel Selbstreflektion kann man das etwas aufdröseln und eben dieser Wille, seinen eigenen Weg zu gehen indem man dann notfalls seine Umgebung verändert - das ist auf jeden Fall einer der für mich wichtigen Faktoren. Nur eben wieder einmal die Ausnahme und nicht die Regel.

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